Die Geschichte
Greetsiel – Vom kleinen Fischerdorf zur Krabbenkutter-Hochburg
An der ostfriesischen Nordseeküste liegt Greetsiel – ein Ort, der heute vor allem für seine malerischen Gassen, den historischen Hafen und die stolze Flotte der Krabbenkutter bekannt ist. Doch die Geschichte des Dorfes reicht weit zurück und ist eng mit dem Meer, dem Fischfang und insbesondere der Krabbenfischerei verbunden.
Die Anfänge von Greetsiel
Die ersten Siedlungen im Bereich des heutigen Greetsiel entstanden bereits im Mittelalter. Urkundlich erwähnt wurde der Ort erstmals im 14. Jahrhundert, als er Sitz der Häuptlingsfamilie Cirksena wurde. Damals war Greetsiel ein strategisch wichtiger Punkt: Zum einen schützte der Deich die Bewohner vor den Launen der Nordsee, zum anderen bot der kleine Naturhafen ideale Bedingungen für den Fischfang.
Über die Jahrhunderte blieb der Ort trotz politischer Veränderungen stets vom Meer geprägt. Landwirtschaft und Fischerei waren die wichtigsten Einnahmequellen – und besonders der Fang kleiner Nordseegarnelen, der sogenannten Krabben, wurde schnell zum Markenzeichen.
Die Kultur des Krabbenfangs
Die Krabbenfischerei entwickelte sich zu einem festen Bestandteil des Lebens in Greetsiel. Schon früh nutzten die Fischer kleinere Holzboote, um in den flachen Gewässern der Nordsee Garnelen zu fangen. Später wurden diese durch robuste Motorboote ersetzt, die wir heute als Krabbenkutter kennen.
Der Tagesablauf der Fischer war – und ist – eng mit den Gezeiten verbunden. Frühmorgens liefen die Kutter aus, um bei Ebbe oder Flut die Netze über den Meeresboden zu ziehen. Die gefangenen Krabben wurden noch an Bord gekocht, damit sie frisch an Land verkauft oder weitertransportiert werden konnten.
Für viele Familien in Greetsiel war der Krabbenfang mehr als nur ein Beruf: Er war eine Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Das Wissen über Fangtechniken, Wetterkunde und die Pflege der Kutter gehörte ebenso dazu wie das gemeinschaftliche Arbeiten im Hafen.
Die Krabbenkutter-Flotte von Greetsiel
Heute prägen die Krabbenkutter das Bild des Greetsieler Hafens wie kaum etwas anderes. Rund 25 Kutter liegen hier, die größte zusammenhängende Kutterflotte Ostfrieslands. Wenn die Fischer nach getaner Arbeit in den Hafen zurückkehren, bietet sich Besuchern ein einmaliges Bild: rotbraune Netze hängen zum Trocknen über den Masten, die Schiffe schaukeln im Takt der Gezeiten, und der Duft von frisch gekochten Krabben liegt in der Luft.
Die Krabbenkutter sind nicht nur Arbeitsgeräte, sondern auch Symbole für die Kultur und Identität Greetsiels. Sie stehen für Beständigkeit, für das Leben mit und vom Meer – und für eine enge Verbundenheit zur Natur.
Greetsiel heute
Neben seiner Fischertradition hat sich Greetsiel in den letzten Jahrzehnten zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Touristen aus ganz Deutschland und darüber hinaus kommen, um den Hafen zu bestaunen, durch die Gassen mit den alten Giebelhäusern zu schlendern und natürlich die fangfrischen Krabben zu probieren.
Trotz dieses Wandels bleibt der Ort tief mit seiner Vergangenheit verbunden. Der Krabbenfang ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein lebendiges Kulturerbe – er erzählt die Geschichte von Menschen, die mit Mut, Können und Leidenschaft ihr Leben am Meer gestaltet haben.